Bad Laer. Mitten drin statt nur dabei sind die Zuschauer des Thea­ter­stücks „Ein Tag ein Traum“, das 36 Schüler der achten bis zehnten Klasse der Geschwister-Scholl-Ober­schule derzeit auf­führen. Denn die Schüler spielen inmitten der Zuschauer in der Schulaula.

Aus­gangs­punkt für das neue Stück des „Steck­do­sen­theaters“, das es am Sonntag urauf­führte, war der Aus­spruch von Martin Luther King: „I have a dream“ („Ich habe einen Traum“). Diesen Satz wie­der­holten einige der Haupt­fi­guren der ver­schie­denen Szenen.

Klassik trifft auf unge­wöhn­liche Einfälle

Typi­sches Schü­ler­theater geht anders. Die Schüler der Geschwister-Scholl-Ober­schule führten kein klas­si­sches Sprech­theater auf einer Bühne frontal zu den Zuschauern auf: Zum einen saßen die Zuschauer u‑förmig um den Büh­nen­be­reich herum. Zum anderen wurden sie teil­weise mit in die Handlung einbezogen.

Dies begann mit einem Hand­schlag der Schau­spieler zu Begrüßung. Und gegen Ende des Stückes wurde unter anderem Santina Höftmann auf ein Podest gebeten, um bei einer Sport­szene mit­zu­spielen. Außerdem wurden die Zuschauer mittels Spiegel Teil des Büh­nen­bildes. Der Spiegel hatte zudem den Vorteil, dass die Zuschauer darin kurze Spiel­szenen hinter ihnen ver­folgen konnten. Außerdem fiel die Sprache des von den Schülern gemeinsam mit dem Lehrer und Thea­ter­päd­agogen Wolfgang Gerdes geschrie­benen Stückes auf: Einer­seits zitierten die jungen Thea­ter­leute Klas­siker, ande­rer­seits waren die Texte in einer sehr klaren und ein­deu­tigen Umgangs­sprache ver­fasst. Beides prallte mit­unter unver­hofft auf­ein­ander. So folgte auf Goethes Faust in Szene eins: „Habe nun, ach, Phi­lo­sophie, Juris­terei und Medizin, Und leider auch Theo­logie durchaus stu­diert, mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor.“ In der nächsten Szene die Fest­stellung: „Wenn das so ist, ist Liebe ein Arschloch.“ Diese Details machten den Reiz der Auf­führung aus, for­derten zugleich die Zuschauer heraus. Einer raunte zwi­schen­durch: „Sehr anspruchs­voller Text.“

Acht ver­schieden Szenen

Dem Thema des Stücks näherten sich die Schüler in acht ver­schie­denen Szenen an, wobei die erste und letzte wie eine Klammer fun­gierten: Zu Beginn ging es darum, Träume zu ver­kaufen und andere zu mani­pu­lieren. „Harald“ (Stefan Yedunov) wird bei­spiels­weise für seine Idee des „Instant-Traumes, des kleines Traums zwi­schen­durch“ gelobt. Und am Ende als sich drei Töchter „der Fürstin der Träume“ darum streiten, wer andere am besten mani­pu­liert, müssen sie sich von Richard (Karl Blei­leven) anhören lassen: „Gott, seid ihr dämlich – die Welt sucht den Super­traum. Es hat sich aus­ge­träumt, Ladies.“ Ein Traum wird dennoch Wirk­lichkeit: Anouk (Ann-Kathrin Turmann) fliegt zum Mond und isst dort Schokolade.

Zuschauer sind begeistert

„Ein Tag, ein Traum“ ist ein kurz­wei­liges Stück, bei dem die Schüler die gesamte Aula bespielten und sich viel bewegten. Daher brauchten die Zuschauer am Ende einen Moment, bis sie begriffen: Es ist schon vorbei. Das Spiel ist aus. Dann wurden die jungen Schau­spieler sowie die anderen betei­ligten Schüler mit viel Jubel und Applaus bedacht. „Spek­ta­kulär, alles war cool“, stellte Ralf Höftmann fest, dessen Frau Santina bei einer Szene sogar zum Mit­spielen auf­ge­fordert worden war. „Damit hatte ich nicht gerechnet, aber ich fand es auch cool“, erklärte sie. Auch ihr Sohn Ilia (12) zog ein posi­tives Fazit: „Es war toll.“ Sandra Weber fand es super­schön, „wie die vielen ver­schie­denen Cha­raktere ein­gebaut waren. Der eine Junge hatte bei­spiels­weise nicht viel Text, aber so eine tolle Gestik“. Ihr Fazit lautete daher: „Wer das Stück noch nicht gesehen hat, sollte unbe­dingt noch reingehen.“

Bericht und Titelfoto: Claudia Sar­razin (Neue Osna­brücker Zeitung)