Unter­richt per Videokonferenz

Unterricht in Natur­wis­sen­schaften online: Marie Heu­ermann erklärt ihren Schülern per Video­kon­ferenz die Merkmale einer Emulsion. 410 Schüler der Geschwister-Scholl-Ober­schule in Bad Laer können seit Montag dieses Angebot nutzen. 
Bad Laer. Während sich viele Schulen im Osna­brücker Land seit Montag auf den Weg in ein digi­tales Lern­zeit­alter machen, ist die Geschwister-Scholl-Ober­schule in Bad Laer dort längst angekommen.
„Wer kann mir sagen, was eine Emulsion ist?“ fragt Maria Heu­ermann. Oli hält den Daumen als erster nach oben. Das ver­ein­barte Zeichen, eine Antwort geben zu dürfen. Die Leh­rerin schaut in die Kamera, lobt den Sechst­klässler und wendet sich den übrigen drei Teil­nehmern zu, die mit Dis­ziplin jeweils zu Hause am Schreib­tisch vor dem Bild­schirm hocken und am Natur­wis­sen­schafts­un­ter­richt teil­nehmen. Und das klappt ein­wandfrei an der Geschwister-Scholl-Ober­schule in Bad Laer. Seit Montag können die ins­gesamt 410 Schüler per Skype das Online-Angebot (Home-Learning) wahr­nehmen, das nahezu den gesamten Fächer­kanon abdeckt, aller­dings in ein­ge­schränktem Zeitumfang.
Vor sechs Wochen mit Vor­be­reitung begonnen
Vor­aus­schauend hat die Schul­leitung bereits vor sechs Wochen damit begonnen, sich auf dieses Sze­nario ein­zu­stellen. „Alle Kol­legen waren auf diesen Tag vor­be­reitet und haben zur Stress­be­wäl­tigung bei­getragen, indem sie unter erschwerten Bedin­gungen ein digi­tales Kontakt-Netzwerk auf­gebaut haben“, sagt Schul­lei­terin Ste­phanie Baalmann.

Auf die Arbeitszeit und den Anspruch auf Ferien schaute niemand mehr, ergänzt Klaus Ber­delmann. Der Kon­rektor koor­di­niert den per Skype durch­ge­führten Video-Unter­richt sowie die Online-Bereit­stellung von Lern­in­halten. Ber­delmann ver­ant­wortet ein für den Laien unüber­schau­bares Geflecht aus Ein­satz­zeiten für sämt­liche Betei­ligte und Klassen. Als der nie­der­säch­sische Kul­tus­mi­nister Grant Hendrik Tonne vor Wochen­frist den Weg schritt­weise zurück in den Schul­alltag ange­ordnet hat, hatten die Päd­agogen der Geschwister-Scholl-Ober­schule ihre Lern­gruppen bereits fix und fertig orga­ni­siert, Inter­net­ver­bin­dungen gecheckt, Eltern zum Teil in per­sön­lichen Bera­tungen tech­nisch ein­gen­ordet und Lern­pläne erarbeitet.
Lehrer in der Risikogruppe
Die Wis­sens­ver­mittlung ist dem 50-köp­figen Kol­legium durchaus ein Anliegen. „Aber im Vor­der­grund steht ein­deutig, dass wir den Kontakt zu den Schülern nicht abreißen lassen wollen“, unter­streicht Baalmann ihr Selbst­ver­ständnis. Das teilen die Kol­legen unein­ge­schränkt. Von denen zählen einige zur Corona-Risi­ko­gruppe und betei­ligen sich frei­willig an der Lern­ver­mittlung von zu Hause aus.
Die Lehrer der Ober­schule unter­stützen Familien mit schul­pflich­tigen Kindern der Jahr­gänge 5 bis 10 weit über die eigent­liche Unter­richtszeit dabei, das häus­liche Lernen zu orga­ni­sieren. „Wir zeigen geschlossen: Wir sind für dich da“, kon­sta­tiert die Schul­lei­terin. Die Päd­agogen ver­mitteln Zuver­sicht, ein lobendes Wort per Video­kon­ferenz zählt häufig mehr als eine gute Note.
Eltern stoßen an Grenzen
„Mehr als gewöhnlich berühren die indi­vi­du­ellen Pro­bleme einiger Eltern in den aktu­ellen Arbeits­alltag“, hat Klaus Ber­delmann fest­ge­stellt. Wirt­schaft­liche Schwie­rig­keiten, häus­liche Enge und Grenzen der Belast­barkeit einiger Eltern belas­teten die Schüler. „Deshalb ist es für Lehrer wichtig, den sozialen Kontakt zu den Schülern nicht abreißen zu lassen und gerade während der Coro­na­krise Zuver­sicht aus­zu­strahlen“, sagt die Schulleitung.