Bad Laer. Menschen, die sich selbst beschreiben sollen, kommen manchmal ins Grübeln: „Wer bin ich eigentlich?“ Das fragten sich auch 21 Jungen und Mädchen der Talentschmiede der Geschwister-Scholl-Oberschule Bad Laer. Seit Beginn dieses Schuljahres beschäftigten sich die Jugendlichen der 7. und 8. Klasse mit der Frage, was das eigene Ich ausmacht. Und wie man zu dem wird, der man ist. Aber was passiert, wenn man nicht so ist, wie andere das gerne hätten.

In dem Stück, das Theaterpädagogen Wolfgang Gerdes zusammen mit den Jugendlichen der Theatergruppe entwickelt hat, geht es um die elementare Frage nach dem eigenen Selbst. „Eine Frage, die sich Kinder in diesem Alter zu stellen beginnen“, so Gerdes. Mit Beginn der Pubertät nehmen jungen Menschen sich selbst wahr, sie entwickeln ihre Persönlichkeit, beschäftigen sich mit ihrem Aussehen und auch mit dem jeweils anderen Geschlecht. Sie treten aber auch in Konkurrenz mit anderen und versuchen festzulegen, was sie ausmacht. Das Stück „Ich bin ich“ traf also den Nerv der Jugendlichen. Und das war den Jungen und Mädchen auf der Bühne sofort anzumerken. Sie strahlten eine Authentizität aus, die selten bei Aufführung in Schulen zu sehen ist. Mimik, Gestik, Körpersprache Stimme und Betonung bildeten eine Einheit und überzeugten.

In grauen Jogginganzügen …

15 von ihnen – in grauen Jogginganzügen – hatten Werte für sich entwickelt. „Ich bin immer fröhlich“, sagte Mia. Und Alexander behauptete, niemand dürfe an seinem Ich herumwerkeln. „Ich bin ich“, sagte er fest. Elena, bekennender Fan von Markenklamotten, beschrieb sich als durchorganisiert, Lara als flippig und Amelie als jemand, der alles tut, um nicht übersehen zu werden. Fiona hingegen gab zu, Angst zu haben, manipuliert zu werden und Leonie gestand sogar, Angst davor zu haben, sie selbst zu sein. Sie war eine von den Jugendlichen, die schwarze Jogginganzüge trugen und ihr Ich offenbar nicht zu Zeigen wagten. „Seltsam“, so das Resümee von Julian. Jeder schaue nur auf sich und darauf, wie er zu seiner Persönlichkeit werde. „Wer ich sagt, muss doch auch du sagen können“, überlegte er.

Ich-Agentur

Gemeinsam mit Max möchte er denen helfen, die nicht wissen wer sie sind. Sie gründen eine Ich-Agentur und versuchen mit allen möglichen Mitteln aus schüchternen, nach innen gekehrten und ängstlichen Menschen Persönlichkeiten zu machen, die sich die Mitarbeiter der Ich-Agentur vorstellen. Es wird belehrt, geschminkt, einstudiert und gewerkelt, jedoch immer mit dem gleichen Ergebnis: „das wird nix“. Menschen lassen sich offenbar nicht kreieren wie eine Hochzeitstorte.

Jeder darf so sein wie er ist

Nach und nach erkennen die „Grauen“, dass vieles an Ihnen Fassade ist und auch sie ihre Schwächen haben. Und sie erkennen das Liebenswürdige und die Schönheiten in den „Schwarzen“. „Jeder hat seine eigene Persönlichkeit und niemand muss so sein, wie ich“, geht Mia ein Licht auf. „Niemand hat das Recht an anderen herumzuwerkeln, jeder darf so sein wie er ist.“ Amelie fragte, warum sie sich für andere verstellen müsse und Elena gab zu, nur aus Angst vor Mobbing Markenklamotten getragen zu haben. Jeder habe verdient, so akzeptiert zu werden, wie er sei.

Mit großer emotionaler Kraft

Das Ende des Stückes kam dann mit großer emotionaler Kraft daher. Unter den Stühlen der Zuschauer befanden sich Teelichter, die angezündet wurden. „Jeder hat etwas in sich, das wie ein Stern leuchtet“, sagte die Jugendlichen. „Jeder hat etwas Schönes in seinem erzen, dass er zeigen kann.“

Als der Vorhang sich schloss, bedankten sich die jungen Akteure mit Geschenken bei Wolfgang Gerdes, Lehrerin Maria Heuermann und der Praktikantin für Theaterpädagogik Kayleigh Meyer. Für die Zeit, die Geduld und die vielen Ideen zum Stück. Aber auch für ein besonderes Geschenk, dass die drei Pädagogen den Jugendlichen gemacht haben. Sie haben die Mädchen und Jungen ein großes Stück vorwärts geschubst auf dem Weg zu sich selbst.