Bad Laer. Sie lässt sich nicht einfordern, nicht in Gesetze pressen, nicht mit Druck oder gar Gewalt aufrechterhalten. Sie ist nicht gleichbedeutend mit kritikloser Treue und schon gar nicht mit furchtsamem Ja-Sagen. Also was ist Freundschaft? Mit einem tiefgründigen und von starken Symbolen begleiteten Bühnenstück geht das Steckdosentheater der Geschwister-Scholl-Oberschule dieser Frage nach.
Nach der Premiere am Sonntag hebt sich am Dienstag erneut der Vorhang in der Aula für „Die Zwei“. Der Titel des unter der Leitung des Theaterpädagogen Wolfgang Gerdes selbstverfassten Stückes ist mehrdeutig. „Die Zwei“ – das sind Klara und Kathi, Freundinnen seit der Sandkastenzeit und scheinbar unzertrennlich. „Die Zwei“ – das sind aber auch die „Starken“ und die „Mächtigen“, zwei Gruppen, die beinahe ebenso lang eine unerbittliche Feindschaft trennt.
Freundschaft zwischen den Fronten
In einer modernen Abwandlung des „Romeo und Julia“-Thema s geraten Kathi (Alina Rosner) und Klara (Lisa Nauber) unwissentlich zwischen die Fronten. Kann ihre Freundschaft den Konflikt aushalten, vielleicht gar überwinden? „Nichts bleibt für die Ewigkeit“, kommt es unheilverheißend aus dem Off. Und tatsächlich stehen die Zeichen nicht gut: Die Cliquen, die Kathi und Klara getrennt voneinander kennenlernen, scheinen nett zu sein. Sie werden herzlich aufgenommen, erhalten sogar ein kennzeichnendes T-Shirt als Geschenk.
Doch hinter der freundlichen Fassade verbirgt sich ein System aus Zwängen, Gruppendruck und unstillbarem Hass auf „die Anderen“. Kevin Semke spielt Roman, den redegewandten und durchaus charismatischen Anführer der „Mächtigen“, der mit propagandistischen Kampfreden seine Mitglieder auf Linie bringt. Bei den „Starken“ regiert unterdessen die pure Angst vor Anführerin Ashley, gespielt von Emily Bartsch, vor Gruppenbestrafungen und offenen Demütigungen. Wer sich auflehnt, wird auf beiden Seiten gnadenlos heruntergemacht und aussortiert.
Düstere Atmosphäre
Nur hier und da blitzt in der düsteren, spannungsgeladenen Atmosphäre echte Freundschaft auf – etwa wenn sich heimlich „Starke“ und „Mächtige“ treffen und sich nach einem sichernden Blick in die Runde erleichtert in die Arme fallen. Ganz bewusst verzichteten die Schauspieler und Autoren des Steckdosentheaters auf handgreifliche Auseinandersetzungen. Stattdessen sind ganz wie im „richtigen Leben“ die Anfeindungen und die Druckmittel innerhalb der Gruppe oft subtil.
Ihren Ausdruck finden sie nicht nur in Worten, sondern ebenso sehr in stark choreografierten Bildern. Da beugen sich die vermeintlichen Freunde drohend über ihr aufmüpfiges, am Boden kauerndes Gruppenmitglied, drehen sich die verfeindeten Gruppen demonstrativ den Rücken zu. „Was hat das mit Freundschaft zu tun?“ Die Frage ist berechtigt. Die Antwort gibt Aynur Ruppin als Konstanze von den „Mächtigen“ in einem eindringlichen und zutiefst nachdenklich stimmenden Monolog. Ihre Erkenntnis: Achtung, Liebe, Vertrauen, Treue, Geduld, Weisheit und Mut seien die Zeichen wahrer Freundschaft.
Überraschungsgäste aus Grundschule
Das Happy End kommt mit Überraschungsgästen aus der benachbarten Grundschule und in Bildern von bewegender Herzlichkeit. Denn es gibt sie noch, die wahre, warme und offene Freundschaft. Es gibt sie überall dort, wo sie aufmerksam und liebevoll gepflegt wird. Und davon können sich die Theaterfreunde erneut am Dienstag, 27. Februar, ab 19 Uhr in der Aula der Geschwister-Scholl-Oberschule überzeugen.
Wir dokumentieren hier den Artikel von Petra Ropers aus der Online Ausgabe der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 26.02.2018