Reparieren geht über verschrotten

Bad Laer. Deutschland und Frankreich teilen sich den ersten Platz als Europameister im Wegwerfen von Elektroschrott. 3,3 Millionen Tonnen sind es pro Jahr. „Dabei lässt sich vieles reparieren“, sagt Franz-Josef Otte von Haustechnik Otte. Er betreut die Schüler der „Let’s-MINT–Reparier-Werkstatt“, die als AG mit dem Schuljahresbeginn gestartet ist.

Unterstützt wird Otte von Radio- und Fernsehtechniker Gerhard Gehrke, von Industriemechaniker-Meister Franz-Josef Strubberg und von dem Physik- und Techniklehrer Daniel Simon.

In der Reparier-Werkstatt werden Geräte instandgesetzt, die ihren Geist aufgegeben haben. „Oftmals ist eine Reparatur beim Kundendienst zu teuer und übersteigt den Wert des Gerätes“, nennt Otte einen der Gründe, warum Geräte weggeworfen werden. Oftmals sind sie auch so gebaut, dass sie sich gar nicht öffnen lassen. Oder es sind keine Ersatzteile verfügbar. „Oftmals, wenn beispielsweise Einwegschrauben verbaut sind, können wir improvisieren“, so Franz-Josef Otte.

Annahmestopp

Die Bilanz des ersten Schuljahres kann sich sehen lassen. 93 Geräte wurden von der Bevölkerung in die Hände der Schüler übergeben. 21 davon wurden repariert, elf waren nicht mehr zu retten. Der Rest wartet noch auf den Einsatz der Schüler. „Wir haben erst einmal Annahmestopp“, berichten sie, dass die Bevölkerung in Bad Laer das Angebot gerne angenommen hat. Der Antrieb, einen Patienten nach dem anderen auf die Werkbank zu holen, sei die Herausforderung, Geräte wie Kaffeemaschinen, Staubsauger, Ventilatoren oder Nähmaschinen wieder in Gang zu bringen.

Der Effekt des Reparierens sei nicht nur, dass die Schüler sich mit der Technik und Funktionsweise der Geräte schon beim Auseinanderbauen vertraut machen, so Lehrer Daniel Simon. Sie bekämen auch eine Vorstellung von der Unsinnigkeit unserer Wegwerfgesellschaft. Und ärgern sich darüber vor allem dann, wenn das Gerät auseinandergebaut und der Fehler gefunden ist, es aber dann kein Ersatzteil gibt, weil eine Reparatur schon vom Hersteller gar nicht vorgesehen ist. Mehr aus Bad Laer

Kooperation

Kürzlich besuchten zwei Vertreterinnen der Kooperationspartner die AG: Nancy Plaßmann von der Sparkassenstiftung und Ulrike Peters von der Umweltstiftung. Sie trafen in der gut ausgestatteten Werkstatt auf Schüler, die sich gerade an einer Nähmaschine zu schaffen machten. Die beiden waren begeistert, ebenso wie Schulleiterin Stephanie Baalmann. Sie hofft, die AG auch im kommenden Jahr weiterführen zu können. Ulrike Peters sah in der AG auch eine Chance, mehr junge Menschen für Technik-Berufe begeistern zu können, um so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Geschick, mit dem die Schüler vorgingen, lasse das zumindest hoffen, meinte sie.

Wir dokumentieren den Noz-Artikel vom 3.5.2018 Text und Bild: Anke Schneider