Zehntklässler organisieren Woche gegen Homophobie

Die Schüler des Politik-Kurses hatten sich lange mit dem Thema Homosexualität und Homophobie befasst und eine Ausstellung dazu erstellt. Foto: Leonie Plaar

Bad Laer. Homosexualität ist vor allem unter Schülern immer noch ein Tabuthema. Dagegen wollten Zehntklässler aus Bad Laer etwas unternehmen – und starteten prompt eine Projektwoche.

Es herrscht unruhige Stimmung in der Aula der Geschwister-Scholl-Oberschule. Das Gewirr an Stimmen füllt den Raum, Stühle kippeln, Namen werden gerufen. Eine Schülerin wirft jemandem eine Päckchen Kaugummi zu, es trifft einen Schüller zwei Plätze weiter im Gesicht, alle lachen. Dann geht es los. Vom Band ertönt eine Schulklingel und auf die Bühne tritt Malte Anders.

Der Frankfurter Kabarettist, der im echten Leben Timo Becker heißt und Theaterpädagoge ist, gibt eine Schulstunde im fiktiven Fach „Homologie“. Es geht um Biologie, Erziehungsfragen und Klischees. Wie ist es eigentlich mit Homosexualität im Militär – oder im Fußball? Und warum gehen Frauen mit dem Thema so oft viel lockerer um? Vor allem aber geht es um Diskriminierung.

Diskriminierung fängt mit Sprache an

Mit diesen und anderen Fragen rund um das Thema Homophobie haben sich die Schüler des Politik-Kurses von Klaus Berdelmann schon einige Wochen lang beschäftigt und eine Projektwoche gegen Homophobie ins Leben gerufen. Der Wunsch, das Thema aufzugreifen kam von den Zehntklässlern selbst, so Berdelmann.

„Auch hier in der Schule wird ‚schwul‘ immer noch als Beleidigung benutzt“, erzählt Leon, Schüler des Politik-Kurses. Die Schüler haben mit anderen Schulklassen über das Thema gesprochen. Dafür hatte der Kurs eine eigene Ausstellung rund um Homosexualität und Homophobie erstellt. Sechst- bis Zehntklässler wurden dann vom Politikkurs durch den Raum geführt.

„Wir haben gemerkt, dass da schon eine Schüchternheit ist, besonders bei den älteren Schülern“, erzählt Amne. Ihre Mitschülerin Jerstina stimmt ihr zu. Deshalb, so Jerstina, seien sie schnell auf die Idee gekommen, die Lehrkräfte für das Abschlussgespräch mit den jeweiligen Klassen vor die Tür zu schicken, denn „man sagt manche Dinge einfach nicht, wenn der Lehrer daneben steht“.

Außerdem haben die einzelnen Klassen auch für sich über Homophobie diskutiert. Dazu hatten die Lehrkräfte extra spezielles Unterrichtsmaterial an die Hand bekommen. Die Resonanz sei dabei soweit positiv gewesen, so Berdelmann.

Gemischte Reaktionen

Den Abschluss der Projektwoche bildete jetzt also der Auftritt von Malte Anders. Die Schüler sind zurückhaltend, dem ein oder anderen ist das Thema sichtlich unangenehm. Manche überbrücken die Spannung mit Witzen, aber insgesamt hören alle aufmerksam zu.

Am Ende dürfen alle dem Künstler Fragen stellen, anonym auf einem Blatt Papier. Dabei wird deutlich, wie wichtig die Projektwoche für die Schüler ist. Viele fragen nach dem Outing und der Beziehung des homosexuellen Künstlers. Andere Zettel hingegen, auf denen platte Sprüche und lustig gemeinte Fragen stehen wie „bist du Stecher oder wirst du gestochen“, zeugen dann aber doch von der Notwendigkeit des Projekts.

 

Außerdem haben die einzelnen Klassen auch für sich über Homophobie diskutiert. Dazu hatten die Lehrkräfte extra spezielles Unterrichtsmaterial an die Hand bekommen. Die Resonanz sei dabei soweit positiv gewesen, so Berdelmann.

Dass es zwischendurch auch mal homophobe Reaktionen in den Gesprächen mit den einzelnen Klassen gab, schreckte die Schüler des Politik-Kurses aber nicht ab. Sie stehen weiter hinter ihrem Projekt. Man müsse über Vorurteile eben reden, so Leon, denn „die meisten konnten ihre Homophobie nicht mal begründen.“

Wir dokumentieren den Noz-Artikel vom 22.2.2019 Text und Fotos: Leonie Plaar