Bad Laer. Das war mal eine Schulstunde so richtig nach dem Geschmack der Schüler der 9. und 10. Jahrgangsstufe der Oberschule Bad Laer, wenn auch mit ernstem Hintergrund. In dieser Woche veranstaltete die Oberschule Bad Laer ihre Projektwoche „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“.

Am Mittwochvormittag standen Emanuel Iyoha und Ahmet Arslan, zwei Spieler des VFL Osnabrück, eine Unterrichtsstunde lang den Schülern Rede und Antwort, während Profikollege Marcel Appiah mit den Fünftklässlern in der benachbarten Turnhalle kickte und ihnen den einen oder anderen Trick beibrachte.

 „No racismn“

Den großen nationalen und internationalen Fußballverbänden und Vereinen mit deren Appell „No racismn“ gleichgetan haben es Lehrer und Schüler mit ihrer Projektwoche. Die VfL-Profis sind Paten des Projekts und stellten sich in einer Podiumsdiskussion daher den Fragen der Schüler. Ganz ohne Pauker ging die Fragestunde in drei Themenblöcken, moderiert von Jannik Koch und Niels Lückemeyer aus der Klasse 10d, nach Ansicht der Schüler aber viel zu schnell vorbei.

Persönlichen Anfeindungen ausgesetzt waren Iyoha und Arslan, beides Spieler mit Migrationshintergrund, bislang zwar nicht, aber mitbekommen hätten sie das in ihren früheren Vereinen beim HSV und Fortuna Düsseldorf schon, „das müsse man aber ausblenden und darüber stehen“. Eine Antwort auf die Frage, warum sie denn ihre Vereine gewechselt hätten, blieben die VfLer nicht schuldig. Sie hätten bei ihrem Ehrgeiz zu wenig Einsätze gehabt, auch wenn für Arslan ein Spiel vor über 50.000 Zuschauern bis heute unvergesslich geblieben sei. Für Iyoha war der VfL aus mehreren Angeboten der sympathischste.

Transferpolitik

In der aktuellen Transferpolitik der Top-Vereine zeigen beide Profis kein Verständnis für Summen, wie die für Neymar gezahlten 220 Millionen Euro, „das sei absolut absurd“. Freimütig berichteten beide Spieler auch über ihren Alltag, von Kompromissen im Familienleben, von Anforderungen im Profi-Fußballspieler und von Problemen nach Niederlagen. Und ja, es gebe auch schon mal Streit und Auseinandersetzungen untereinander auf dem Platz und in der Kabine, plauderten beide Fußballer freimütig Interna aus, der sei aber nie ernsthaft und am nächsten Tag beigelegt und vergessen.

Zur Flüchtlingsfrage und Integration hoben die Spieler hervor, dass „beide Seiten offen sein müssten und Integration nicht als Einbahnstraße verstanden werden dürfe“. Der Fußball könne mit vielen Aktionen Zeichen setzen gegen Rechts. Plakate und Spruchbänder in den Stadien hätten eine hohe Aufmerksamkeit und Reichweite, ist sich Iyoha sicher. Im übrigen seien Schulprojekte wie das der OBS ein guter Anfang und habe Vorbildfunktion, ergänzt Kollege Aislan.

Schule mit Courage

„Wir sind eine Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“, erläutert Schulleiterin Steffi Baalmann. Die Umsetzung der bundesweiten Aktion finde in einer Projektwoche, aber auch als Querschnittsaufgabe in den Unterrichtsfächern statt. Es sei ein wichtiges Leitziel der Schule, die Schüler für die Thematik gerade in Zeiten verstärkter national-populistischer Tendenzen zu sensibilisieren und Stellung zu beziehen. Im Rahmen der Bildungspartnerschaft der Oberschule mit der Volksbank Hilter und dem VfL Osnabrück unterstützt der Drittligist das Projekt.

Den ausgelobten Preis für die intelligenteste Frage, ein Heimspiel des VfL mit zwei Freikarten in der VIP-Lounge, ergatterte Meik Krause, der sich gleich mit mehreren Fragen hervortat. Am Freitag gehe es zum Heimspiel des VfL gegen den VfR Ahlen mit einem Bus voll Schülern, „Sie werden uns hören“, versprach Konrektor Klaus Berdelmann als Lehrkraft im Wahlpflichtfach Politik den VfL-Profis.

Wir dokumentieren hier den Artikel von Rolf Habben aus der Online Ausgabe der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 17.11.2017